Das mag manchmal schmerzen, man hat von einem Aufschrei gegen die Schmerzen der Welt gesprochen, aber das Auflegen des Fingers auf Wunden bringt das so mit sich. Ich kann nur wiederholen, was ich damals bei der ersten Ausstellung der Albertina betont hatte: Kunst ist gewiß keine Unterhaltung, kein Amusement und bei Helnwein schon gar nicht. Nun vermag, zu beobachten, wie er seine stupenden Wirkungen erzielt, als erstes zu faszinieren. Da ist eben seine technische Fähigkeit in der Beherrschung der Mittel. Folgt man einem solchen Vorgang einer Bildwerdung, wo zuerst Idee zum Selbstbeobachten führt und Ausdruck zur Grimasse bis in jedes Detail programmiert, kalkuliert wird; wo dann Photographie in den Arbeitsprozeß eingeschaltet wird, um dann in einem freien, schöpferischen Malen umgesetzt zu werden, da setzt das Staunen ein. Die gekonnte Bewältigung ist tatsächlich erstaunlich. Aber was wäre das schon alles; allein gewiß zu wenig. Es könnte ein artistisches Spiel bleiben und das ist es nun bei weitem nicht. Die Darstellung der Verletzung des Menschen ist zwar eine einzige Attacke. Aber sie ist aus dem Leiden, aus dem Mit-Leiden geboren und calmiert mit ihrer Erregung eben nicht in der Manier des alltäglichen Verdrängens und Vergessens bis hin zum beruhigten "Ohnehin alles halb so schlimm", sondern sie läßt die Wunde richtig aufklaffen. Das mögen vielleicht manche nicht. Wohl eben jene, denen die Augen vor allem geöffnet gehören. Aber mir scheint auch darüber hinaus es noch eine bedeutungsvollere Schichte in diesem kühlen, schmerzenden Bildgeschehen zu geben: Daß dahinter eine unausgesprochene Sehnsucht steht, die als eigentlicher Antrieb seiner Visionen wirkt. Und um sie geht es in Wahrheit. Wo immer man Helnweins Arbeiten einordnen mag, ob man ihnen einen Ismus-Begriff verleiht oder nicht, zutiefst human bleiben sie. Auch Angst läßt weinen. Und hoffen.