Helnwein: Er hat zu Unrecht ein derart gutes Image in Europa. Nach der Bush-Ära setzte man große Hoffnungen in ihn, doch er setzt dessen Kurs kerzengerade fort. Jeder weiß: Obama hat eine Todesliste. Da setzen er und seine Berater willkürlich Namen drauf, dann fliegen Drohnen los und irgendwer löscht mit seinem Joystick Menschenleben aus: Familien, Kinder, Tausende, die zufällig in der Nähe sind. Statt Kriege zu beenden, hat er sie ausgweitet. Und er hat den Nationale Defense Organisation Act unterschrieben, der besagt, dass jeder amerikanische Staatsbürger ohne Angabe von Gründen verhaftet und für immer weggesperrt werden kann. Ich habe mich immer gefragt, wie es geschehen konnte, dass eine zivilisierte, gebildete Gesellschaft wie in Deutschland und Österreich in den 30er Jahren in so kurzer Zeit in den Zustand absoluter Barbarei stürzen konnte. Seit ich in Amerika lebe, weiß ich die Antwort. Die USA sind seit dem zweiten Weltkrieg ständig in Kriegshandlungen verwickelt, in denen bisher schätzungsweise 26-30 Millionen Menschen umgebracht wurden. Die Folter wurde wieder eingeführt, die jetzt netter Weise „Enhanced Interrogation“ genannt wird. Wenn ich sehe, wie die einst beste Verfassung der Welt Makulatur geworden ist, durch die vielen neuen Gesetze, und niemandem fällt das auf: dann verstehe ich plötzlich meine Elterngeneration, die auch nichts bemerkt hat.