Als ich vor 16 Jahren nach Irland ging, war es das freieste Land der Welt. Es gab keinerlei Bürokratie und Künstler mussten keine Steuern zahlen. Man hat sich einfach niedergelassen und das war’s. Keiner hat irgendwelche Fragen gestellt. Man musste nicht einmal einen Führerschein haben, um ein Auto zu fahren. Ich hab jahrelang keinen einzigen Polizisten gesehen, und ich wusste gar nicht, ob die überhaupt eine Polizei haben. Trotzdem, oder vielleicht gerade deshalb, hatte das Land eine der niedrigsten Verbrechensraten der Welt. Es war ein kurzer historischer Augenblick von unglaublicher Freiheit. Das kleine Land erlebte damals den größten Wirtschaftsaufschwung seiner Geschichte, man nannte das stolz „Celtic Tiger“. Heute, nach den Jahren in der EU, nach den Verträgen von Nizza und Lissabon ist das Land bankrott und hoffnungslos verschuldet, den größten Teil ihrer Fischerei-Rechte und die Erdgasvorkommen haben sich internationale Großkonzerne unter den Nagel gerissen. Ein Farmer nach dem anderen gibt auf, weil er die schwachsinnigen und willkürlichen Vorgaben der EU nicht einhalten kann, und Jugendliche finden keine Arbeit mehr und müssen wieder, so wie ihre Vorfahren, das Land verlassen, um in Australien, Neuseeland, Canada oder den USA Arbeit zu suchen. Die sogenannte „European Community“ hat ganze Arbeit geleistet. Ich war einer der wenigen, die von Anfang an gegen diese EU waren, weil sie von internationalen Bankern und Großkonzernen erdacht wurde und nicht von den Menschen Europas. Diese EU hat Europa nicht näher zusammengebracht, sondern eher auseinander. Die Länder verlieren zusehends ihre Souveränität und die Entscheidungen werden längst nicht mehr von Politikern, sondern von Bankern getroffen: der sogenannten „Troika“, dem International Monetary Fund, der European Central Bank, dem ESM in Luxemburg etc.
Ich weiß nicht, woher diese absurde Idee kommt, dass Großbanken altruistische, philanthropische Charity-Organisationen seien, die nur das Wohl der Menschen im Auge haben, und dass sie die Einzigen seien, die über genug Weisheit, Weitsicht, Ethik und Verantwortung verfügen, um die Geschicke der Menschen leiten und die letzten Entscheidungen treffen zu dürfen. Diese Wahnsinnsidee hat sich mittlerweile so tief in das kollektive Bewusstsein gefressen, dass dubiose internationale Banker, Finanzinstitutionen und Rating Agencies inzwischen über den Gesetzen, den demokratischen Entscheidungen der Nationen und den Menschenrechten stehen.
In Wahrheit sind all diese Großbanken natürlich rein private Unternehmen, die niemandem Rechenschaft schuldig sind und die nur ein einziges Ziel verfolgen: maximaler Profit um jeden Preis. Daher ist ein Großteil der europäischen Länder inzwischen zahlungsunfähig, ohne den Bankrott erklären und aus der EU aussteigen zu dürfen. Die Banken drängen den Ländern immer mehr Kredite auf, die sie natürlich nie zurückzahlen können, um die Regierungen dazu zu zwingen, das gesamte Staatseigentum an internationale Spekulanten zu verschleudern, Angestellte zu entlassen, Sozialleistungen zu kürzen, Steuern zu erhöhen und schließlich sogar, wie wir in Zypern gesehen haben, das Privatvermögen der Bürger zu beschlagnahmen. Es ist ein Spiel, bei dem jeder verliert, ausgenommen Goldmann Sachs, J.P. Morgan und Co.