Überlebensgroße Brutalität
Die Darstellung von Grausamkeiten ist nichts Neues in der Kunstgeschichte. Christliche Malerei hat nie mit Brutalität gespart, und auch Goyas „Desastres de la guerra“ vom Beginn des 19. Jahrhunderts zeigen Verstümmelungen und Folter. Helnweins Bilder sind heute so zeitgemäß wie es Goyas Radierungen zu ihrer Entstehungszeit waren. Damals prägte Kriegsgewalt das Leben der Menschen. Heute vergeht kein Tag, an dem die Medien nicht über häusliche Gewalt oder Terror berichten. Helnwein legt den Finger in die Wunde, er bläst Bilder, die im Fernsehen rasch wieder vom Bildschirm verschwinden, auf Überlebensgröße auf und macht sie unübersehbar. Seine „Desasters of War“ (2007) zeigen blutüberströmte Kinder und Figuren in Computerspielästhetik.
Der Kuratorin Elsy Lahner ist mit dieser Retrospektive ein beeindruckender Überblick über sämtliche Phasen von Helnweins Arbeit gelungen. Von frühen Fotografien über Aquarelle bis zu überlebensgroßen Malereien der vergangenen zwei Jahrzehnte ist alles vertreten.