Medienkooperationen und Öffentlichkeit
Dem sogenannten Schockmaler ging es nie allein um die Provokation. Für ihn war es von Bedeutung, mit seinen Mitmenschen in einen Dialog zu treten. In seinen Straßenaktionen der 1970er-Jahre wandte er sich gegen die Apathie und Gleichgültigkeit der Leute. Indem er mit bandagierten Kindern in der Öffentlichkeit auftrat oder sich selbst als scheinbar Verwundeter auf die Straße legte, versuchte er, Passanten zu Reaktionen zu bewegen.
Der Wunsch, auch durch seine Bilder möglichst viele Personen anzusprechen, ließ Gottfried Helnwein den Weg in die Massenmedien suchen. Daher stand auch die Zusammenarbeit mit Zeitungen und Magazinen am Beginn seiner Konfrontation mit einem größeren Publikum, einer gezielteren Auseinandersetzung mit den Betrachtern seiner Werke, die er nun abseits von Ausstellungen und Kunstszene erreichen konnte.
Den Anfang nahm diese Medienkooperationen 1973, als das österreichische Nachrichtenmagazin profil eine Ausgabe zum Thema Selbstmord in Österreich vorbereitete und Gottfried Helnwein einlud, dieses Thema zu illustrieren. Auf dem von ihm gestalteten Cover war ein Mädchen zu sehen, dass sich mit einer Rasierklinge die Pulsadern aufschneidet, aus denen – von Helnwein gewollt übertrieben und künstlich dargestellt – das Blut spritzt. Im Mittelteil des Hefts war ein weiteres Werk Helnweins abgebildet, das den Todessprung einer Frau, kurz vor dem Aufprall, zeigte. Diese bildgewaltigen Darstellungen führten zu empörten Anrufen und Leserbriefen, zu Kündigungen von Abonnements – aber auch zu mehreren weiteren Kooperationen Gottfried Helnweins mit dem profil, später auch mit der Tageszeitung Die Krone sowie anderen Printmedien.