Dies setzt voraus, dass dieser Maler nicht nur ein Könner seiner Kunst ist: Helnwein ist intelligent. Was wie ein ironischer Side step klingen mag, ist im vollen Umfang des Wortes zu verstehen. Die Bilder Helnweins wühlen auf. Sie sind im besten Sinn plakativ wie nur die schärfsten Bildfindungen Goyas, von George Grosz und Otto Dix es waren. Aber sie verdanken sich nicht einem diffusen Gefühl des Missbehagens, sondern der scharfen Analyse unserer Zeit. Sie verdanken sich einem kritischen Zeitgenossen. Helnwein beobachtet die Gegenwart, in der er lebt, aber er ist vor allem ein politisch wacher Analytiker seiner Zeit, der das Gute und das Böse nicht schön sauber verteilt sieht. Das Böse ist überall. Es ist hier. Das Böse ist in uns. Es ist im Künstler selber. Es kann zwar zivilisiert werden. Es kann gezähmt werden oder ungebremst aus dem Menschen heraus brechen. Aber keines der Bilder Helnweins würde solch eine starke Wirkung zeitigen, schilderte es nur, was es da draußen, irgendwo weit weg, fern von uns gibt. Nein! Helnweins Bilder zeigen, was in uns selber steckt, verdrängt, tief verborgen, verschlüsselt. Daher sind die Blicke, die uns diese unschuldigen Kinder zuwerfen, so anziehend wie unerträglich zugleich. Sie machen uns nicht Zeugen eines schrecklichen Vorgangs: Diese Blicke von der Bühne der Bilder herab machen uns zu Tätern. Jeder Betrachter eines Bildes von Helnwein ist immer schon Opfer und Täter zugleich.